Affinity Photo im Test: Wie gut ist die günstige Photoshop-Alternative? (2024)

Affinity Photo wird im Netz als günstige Photoshop-Alternative gehandelt. Im Test verrät Photografix, wie sich das Programm im Alltag schlägt.

Wer RAW-Dateien bearbeiten oder seine Bilder retuschieren will, greift häufig zur teuren Adobe-Suite. Wie Ihr in Marks Übersicht zu Lightroom-Alternativen sehen könnt, ist das aber gar nicht zwingend nötig. Während ich Euch neulich schon von meinen Erfahrungen mit der kostenlosen Lightroom-Alternative Darktable berichtet habe, geht es nun Photoshop an den Kragen.

Inhaltsverzeichnis

1 Kosten und Verfügbarkeit

3 Bildbearbeitung

3.1 Die Grundfunktionen

3.2 RAW-Verarbeitung in der Develop-Persona

3.3 Masken und KI-Features

3.4 Bildbearbeitung mit mehreren Ebenen in der Photo-Persona

3.5 Stapelverarbeitung und Stacking

4 Verwaltung

5 Fazit

Affinity Photo ist dabei zwar nicht kostenlos, bietet aber vielfältige Möglichkeiten zur RAW-Konvertierung, zur Bildbearbeitung und zur Retusche. Aber überzeugt die Software auch im Alltag?

Kosten und Verfügbarkeit

Um Affinity Photo zu nutzen, müsst Ihr außerhalb von Rabatt-Aktionen mindestens 19,99 € zahlen. Für diesen Preis bekommt Ihr allerdings „nur“ die iPad-Version, die laut Herstellerangaben aber einen äquivalenten Funktionsumfang zu den Desktop-Versionen bieten soll. Warum man für die Nutzung unter macOS und Windows dann gleich 74,99 € zahlen soll, ist nicht direkt ersichtlich.

Meiner Meinung nach positiv hervorzuheben ist allerdings, dass Affinity Photo anders als Adobe nicht auf ein Abonnement vertraut. Denn was bei Adobe mit 11,89 € im Monat (Foto-Abo) erst einmal echt günstig aussieht, kostet nach einem Jahr schon über 140 €. Dementsprechend schnell amortisiert sich Affinity Photo im Vergleich zu Photoshop, auch wenn Adobe neben Photoshop weitere Programme wie Lightroom Classic und Lightroom CC inkludiert.

Wollt Ihr neben Affinity Photo auch die Affinity-Programme „Designer“ und „Publish“ nutzen, könnt Ihr zur Universallizenz für 179,99 € greifen. Hier sind alle Plattformen enthalten und im Vergleich relativieren sich die Kosten nach etwa einem Jahr und drei Monaten. Im Preisvergleich hat Affinity Photo also die Nase vorn – zumindest, wenn Ihr Euch mit dem grundlegenden Funktionsumfang zufrieden gebt.

Denn auch wenn es bei Affinity Photo kein Abo gibt, können die Kosten aufgrund kostenpflichtiger Add-Ons steigen. Auf diese weist Euch das Programm beim ersten Start hin, sie erweitern den Funktionsumfang etwa um Schriftarten oder kreative Pinsel. Wie hoch die Kosten sind und welche Erweiterungen es für das Bildbearbeitungsprogramm gibt, könnt Ihr selbst im Add-On-Store von Serif herausfinden.

Die Plattformvielfalt ist mit Windows, macOS und iPadOS ein wenig eingeschränkt. Wer etwa ein auf Android basierendes Chromebook nutzt oder seine Bilder unter Linux bearbeitet, schaut in die Röhre. Wollt Ihr die Kompatibilität und die Performance auf Eurem Desktop-Rechner ausprobieren, steht Euch eine Probeversion mit 30-tägigem Testzeitraum (auf der Webseite nach unten scrollen) kostenlos zur Verfügung.

Apropos: Wieder verrate ich Euch, auf welchen Systemen ich Affinity Photo in der Version 2.0.4 ausprobiert habe:

EigenschaftMac-SystemWindows-System
ProzessorApple M1-SoCIntel Core i7-1195G7 (11. Generation)
Arbeitsspeicher16 Gigabyte16 Gigabyte
GrafikkarteOnboardOnboard, Intel Iris Xe
SpeicherApple SSD AP0512QLexar SSD NM620 512 GB
BetriebssystemmacOS VenturaWindows 11 Pro
Software-VersionAffinity Photo 2 in Version 2.0.4Affinity Photo 2 in Version 2.0.4

Update, 22.05.2023: Die Entwickler haben heute das erste große Update (Version 2.1) für Affinity Photo, Affinity Designer und Affinity Publisher vorgestellt. Das Update enthält hunderte von Verbesserungen, welche das sind, könnt ihr hier nachlesen.

Die gute Nachricht: In den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere kostenlose Updates folgen. Kompliment an die Entwickler, so wünscht man sich das als Nutzer.

Design & Bedienfreundlichkeit

Wie die meisten Bildbearbeitunsgsprogramme legt Affinity Photo den Fokus auf Eure Fotos und platziert sie daher direkt in der Mitte der Benutzeroberfläche. Bevor ich Euch in die Seitenleisten und in die Taskbar einweise, geht’s aber erstmal um die verschiedenen „Personas“ in Affinity Photo. Denn diese zu verstehen, hilft Euch im Umgang mit Affinity schon ein großes Stück weiter.

„Personas“ nennt Entwickler Serif die verschiedenen Grundfunktionen, zu denen sich die Oberfläche von Affinity Photo immer ein wenig ändert. Ein Bildprogramm mit multipler Persönlichkeitsstörung also! Jene gliedern sich auf in:

  • Photo Persona: Hier könnt Ihr Eure Bilder mit über Werkzeuge, Filter, Pinsel und mehr bearbeiten
  • Liquify Persona: Hier gibt’s verschiedene Werkzeuge zum Verformen, Verflüssigen und Verschieben von Bildelementen
  • Develop Persona: Hier steht Euch ein vollwertiger RAW-Konverter zur Verfügung. Vergleichbar mit den Grundfunktionen von Lightroom
  • Tone Mapping Persona: Hier bekommt Ihr verschiedene Filter, Color-Grading-Optionen und HSL-Funktionen an die Hand
  • Export Persona: Hier geht’s hin, wenn Ihr mit Eurem Bild zufrieden seid und es auf verschiedenste Arten exportieren wollt

Die Orientierung an einem Arbeitsablauf vom Import bis hin zum Export hat sich in Bild- und Videobearbeitungsprogrammen ein wenig als Goldstandard des UX-Designs etabliert. Bei Affinity Photo finde ich das auch durchaus gelungen, auch wenn mich „Liquify“ und „Tone Mapping“ eher weniger interessieren.

Bildbearbeitung

Die Möglichkeiten zur Bildbearbeitung in Affinity Photo sind wirklich umfangreich. Alle in einem Testbericht abzubilden, ist kaum möglich und je nach Anwendungsfall sind unterschiedliche Werkzeuge wichtig. Um Euch einen Eindruck von und eine Einschätzung zu den wichtigsten Funktionen zu bieten, unterteile ich dieses Kapitel in weitere Unterkapitel.

Interessiert Ihr Euch für eine Übersicht aller Funktionen in Affinity Photo, empfehle ich Euch die Funktionsübersicht auf der Seite des Herstellers. Folgt hierfür dem externen Link und nehmt Euch den Nachmittag frei – habt Ihr Fragen zu einem bestimmten Feature, teilt es mir gerne in den Kommentaren mit!

Die Grundfunktionen

Starten wir mit den Grundfunktionen der Bildbearbeitung – also jenen Funktionen, die Ihr im Prinzip auch schon beim Aufnehmen in der Kamera variieren könnt. Hierzu bewegt Ihr Euch bei Affinity Photo hauptsächlich in den Personas “Develop”, “Photo” und “Tone Mapping”, wobei sich letztere eher für eine künstlerische Bearbeitung eignet.

RAW-Verarbeitung in der Develop-Persona

Unbearbeitete Bilder, allen voran RAW-Aufnahmen, solltet Ihr zuallererst in der Develop-Persona bearbeiten. Hier könnt Ihr die Belichtung korrigieren, den Weißabgleich anpassen, Struktur und Schärfe einstellen und die Tonwertkurve für Helligkeit sowie die RGB-Farbkanäle anpassen. Die getroffenen Einstellungen seht Ihr innerhalb weniger Millisekunden im großen Vorschaubild, das in der Mitte angezeigt wird.

Hier zeigt sich, dass Affinity sich in Sachen Performance nicht hinter Photoshop verstecken muss. Selbst die großen Sony-RAW-Dateien mit 33 Megapixeln aus meiner Sony A7 IV öffnet das Programm zügig und denkt auch beim Anpassen der Regler nicht lange nach. Auch Abstürze oder Ruckler konnte ich in meinem Test nicht feststellen – mit so einer Performance lässt es sich sehr gut arbeiten.

Wie die meisten modernen Bildbearbeitungsprogramme arbeitet Affinity Photo dabei nicht-destruktiv, lässt die Originaldatei somit unverändert bestehen. Beim Wechseln zwischen den Personas müsst Ihr das Foto aber immer wieder “Entwickeln” und die getroffenen Einstellungen in die temporäre Datei schreiben. Das ist ein wenig umständlich, zumal Euch Affinity beim Entwickeln immer wieder zurück zur Photo-Persona schmeißt.

Besonders fehlte mir beim Arbeiten mit Affinity Photo ein HSL-Werkzeug, in welchem Ihr die Tonwerte (Hue), die Sättigung (Saturation) sowie die Luminanz (Luminance) der Grundfarben im Bild zielgenau anpassen könnt. Als Alternative gibt es in der Develop-Persona “Split-Toning” sowie die Tonwertkorrektur, mit denen Ihr immerhin dunkel und helle Bildbereiche verschieden einfärben könnt. Wollt Ihr einzelne Tonwerte anpassen, müsst Ihr das in der Photo-Persona realisieren.

Masken und KI-Features

Ebenfalls umständlich finde ich die Verwaltung von Masken –Affinity Photo nennt sie “Overlays” und positioniert sie der Develop-Persona. Ihr legt sie über die Masken-Tools in der linken Seitenleiste an und könnt sie anschließend im Overlay-Reiter der rechten Seitenleiste auswählen. Besonders störend ist dabei, dass Ihr Overlays nicht umkehren könnt, was etwa beim Einzeichnen einer Vignette über ein umgekehrtes Radial-Overlay nützlich wäre.

Mithilfe der Overlays beschränkt Ihr die Anpassungen in der Develop-Persona auf bestimmte Bildteile. Zusätzlich zu den Overlays bietet Affinity Photo, und jetzt wird’s ein wenig kompliziert, noch das Arbeiten auf verschiedenen Ebenen in der Photo-Persona an.

Doch bevor ich zur Photo-Persona komme, möchte ich kurz auf das Thema KI-Masken eingehen. Viele Bildbearbeitungsprogramme können inzwischen über Algorithmen zur Bilderkennung Motive, Hintergründe oder andere Bildelemente automatisch maskieren. Das erleichtert den Arbeitsablauf und funktioniert teils sauberer als das Einzeichnen per Hand. Affinity bietet lediglich eine Funktion namens “Quick-Maske”, welche die aktuelle Auswahl in der Photo-Persona in eine Maske verwandelt.

Dass Affinity Photo keine Objekterkennung bietet, finde ich sehr bedauerlich. Denn was bei anderen Programmen nur einen Klick lang dauert, fasst die Seite “Tutkit” in einem seitenlangen Tutorial zusammen. Über den Link seht Ihr, wie umständlich das saubere Maskieren von Elementen in Affinity Photo sein kann.

Bildbearbeitung mit mehreren Ebenen in der Photo-Persona

Habt Ihr den Link angeklickt, kennt Ihr das Aussehen der Photo-Persona bereits. Dieser Bereich in Affinity Photo bietet Euch eine professionelle Bildbearbeitungs-Software, die mit Ebenen arbeitet. Ihr könnt somit beispielsweise Collagen mit mehreren Produkten für einen Kunden erstellen und dabei virtuelle Schatten, Schriften oder Zeichnungen einfügen. Zusammen mit 3D-Elementen, der direkten Anbindung an die Stockphoto-Datenbanken Pixabay und Pexels sowie der Möglichkeit, Pinsel, Formen und Schriftarten über Add-Ons zuzukaufen, wird Affinity zu einem wirklich starken Tool für digitales Compositing.

Zusammen mit 23 Werkzeugen, einer Horde an Farb- und Belichtungs-Tools sowie unzähligen Filtern eignet sich Affinity Photo auch zur digitalen Bildbearbeitung sehr gut. Als Beispiel könnt Ihr Motive über die freie Auswahl vom Hintergrund trennen und über einen Weichzeichnungs-Filter ein digitales Digitales Bokeh einfügen. Als weniger invasive Eingriffe lassen sich etwa der Kontrast oder die Farbstimmung haargenau einstellen und auf bestimmte Bildbereiche anwenden.

Dabei fällt es mir schwer, alle Möglichkeiten des Programmes prägnant zusammenzufassen. Jeder Fotograf und jeder Leser wird hier unterschiedliche Funktionen interessant finden und daher möchte ich auf die kostenlose Testversion verweisen. Statt Euch also alle Funktionen vorzustellen, möchte ich lieber meinen Eindruck zur Bedienfreundlichkeit all dieser Funktionen schildern.

Dabei möchte ich betonen, dass ich sowohl privat als auch beruflich an Photoshop gewohnt bin. Im Vergleich empfand ich Affinity Photo oft als ein wenig umständlicher und unpraktischer aufgebaut. Einige Beispiele sind weitere Werkzeuge, die nicht etwa durch einen Rechtsklick oder per Maus-Hover, sondern nur über das Anklicken einer winzigen Schaltfläche innerhalb des Standard-Werkzeug-Icons erreichbar sind. Auch, dass sich ein Polygon-Lasso – eines der Standard-Werkzeuge beim Compositing – nicht etwa als einzelnes Werkzeug, sondern als „Typ“-Konfiguration der freien Auswahl versteckt, finde ich äußerst ungünstig gelöst.

Dass die Anordnung von Funktionen in komplexen Programmen den ein oder anderen Geschmack trifft und vor allem eine Eingewöhnungszeit benötigt, ist aber keineswegs ungewöhnlich. Als durchaus positiver Eindruck im Vergleich zu Photoshop bleibt mir bei Affinity Photo im Gedächtnis, dass man verstärkt unerfahrene Nutzer an das Programm heranführen möchte.

So gibt es in der Photo-Persona am oberen Bildschirmrand Schnellzugriffe auf Automatismen wie die Auto-Tonwertkorrektur oder den Auto-Weißabgleich. Ein eingebauter Assistent weist Euch zudem auf Voraussetzungen hin, wenn Funktionen oder Werkzeuge einmal nicht funktionieren. Die Korrektur von Schönheitsfehlern beispielsweise benötigt die Auswahl eines Quellpixels. Diesen legt Ihr über das Gedrückthalten einer bestimmten Taste inklusive Mausklick fest. Da ich das beim ersten Mal nicht wusste, wies mich der Assistent darauf hin – vielen Dank! Zusammen mit den unzähligen Anleitungen auf der Entwickler-Homepage könnt Ihr den Umgang mit Affinity Photo 2 ganz ohne Schulungen oder Kurse selbst lernen.

Zusammenfassend ist die Photo-Persona der Bereich, in welchem Affinity Photo seine meisten Funktionen bietet. Und genau hier zeigt das Programm, dass es für nur etwa 80 € sowohl im Alltag als auch im Beruf als Alternative zu Photoshop fungieren kann. Nach einer Eingewöhnung traue ich mir durchaus zu, Artikelbilder, Urlaubsfotos und Mockups für Screenshots wie in diesem Artikel mit „Affinity“ zu erstellen und gänzlich auf Photoshop zu verzichten.

Allerdings fehlen dieser Alternative einige Automatismen, an die ich mich bei Photoshop und Lightroom gewöhnt habe. Darunter die automatische Objekterkennung sowie das leistungsstarke Herausrechnen störender Bildelemente und Fehler wie Sensorflecken oder Staub.

Stapelverarbeitung und Stacking

Wofür Affinity Photo im Netz viel gelobt wird, ist das Stacking von HDR-Aufnahmen. Und tatsächlich stellt sich diese Funktion in der Praxis wirklich als eine Art „Geheimtipp-Feature“ (lasst uns in Kriegszeiten mal auf Waffen-Allegorien verzichten) heraus. Über den etwas versteckten Menüeintrag wählt Ihr mehrere Bilder aus, die Ihr zu einem HDR zusammenfügen wollt. Im ersten Schritt könnt Ihr bereits einige Variablen wie die Rauschreduzierung und die automatische Ausrichtung der Bilder einstellen.

Praktisch an Affinity Photos HDR-Funktion ist jedoch, dass Ihr die Aufnahmen umfangreich nachbearbeiten könnt. Das erfolgt bei wenig Zeit über einige Presets, mit ein wenig Mühe könnt Ihr aber weitere Anpassungen vornehmen. So könnt Ihr selbst entscheiden, ob Euer fertiges HDR natürlich aussehen soll oder ob Ihr einen HDR-Look bevorzugt, der fast schon an ein Renderbild aus dem Computer erinnert.

Neben dem HDR-Stacking bietet Affinity auch Funktionen, mit denen Ihr Fokusreihen sowie Astrofotos übereinanderlegen könnt. Letztere Funktion werde ich gerne nachtesten, wenn Mark mir eine Recherchereise aus Berlin nach Gülpe, den dunkelsten Ort Deutschlands, finanziert. (Kleiner Scherz!)

Zurück zum Thema: Ebenfalls sehr überzeugt hat mich im Test die Stapelverarbeitung, die Euch im Grunde genommen unendlich viele Möglichkeiten bietet. Das liegt vor allem am hervorragend intuitiven Makro-Feature, welches es Euch ermöglicht, bestimmte Arbeitsprozesse “aufzunehmen” und als Automation zu speichern. Beispielsweise könnt Ihr das Programm anweisen, bei einem Makro immer das obere Drittel eines Bildes um Wert X zu verdunkeln, falls Ihr beispielsweise eingescannte Analogfotos mit Lichtflecken bearbeitet.

Dieses Makro speichert Ihr anschließend ab und fügt es bei der Stapelverarbeitung hinzu. Somit könnt Ihr diesen Arbeitsschritt bei einer beliebigen Anzahl von Bildern automatisiert durchführen. Ein wirklich geniales Feature, mit dem sich echt viel Zeit sparen lässt.

Retusche und Verbesserung

Da es sich bei Affinity Photo 2 um ein ebenenbasiertes Bildbearbeitungsprogramm handelt, ist die Verbesserung und die Retusche von Fotos sehr umfangreich möglich. Schönheitsfehler in Porträts oder störende Elemente in Landschaftsaufnahmen könnt Ihr professionell herausnehmen. Da sich das aber im Grunde genommen aus dem Absatz zur Bildbearbeitung ergibt, möchte ich mich lieber auf eine bestimmte Funktion konzentrieren.

Denn auf seiner Homepage schlägt der Entwickler die Liquify Persona für das Bearbeiten von Porträts vor. Wie der Name bereits verrät, könnt Ihr Bilder mit der Funktion „Verflüssigen“ und bestimmte Bildelemente vergrößern, verkleinern, drehen und alles bei Bedarf wieder rückgängig machen.

In der Praxis könnt Ihr somit die Augen eines Motivs vergrößern, das Gesicht ein wenig schlanker machen und die Nase schrumpfen lassen. Unabhängig von der Sinnhaftigkeit solcher Funktionen zeigt sich Affinitys Liquify-Persona sehr intuitiv. Gleichzeitig ist die Performance genauso flüssig wie die interne Bezeichnung der Funktion – das ist wichtig, da Ihr die Änderungen nicht über Regler, sondern direkt am Bild vornehmt.

Ähnliche Funktionen finden sich in den meisten Bildbearbeitungsprogrammen und sind keine Sonderfunktion von Affinity. Dass die Entwickler „Liquify“ als Grundfunktion in das Persona-Menü aufnehmen, ist jedoch durchaus eine Besonderheit. Sucht Ihr gezielt nach Programmen, um Nasen kleiner und Bizepse größer zu machen, könnte Affinity hier Extrapunkte abstauben.

Verwaltung

Ich halte mich ausnahmsweise mal kurz: Funktionen für die Verwaltung, Archivierung oder Verschlagwortung Eurer Fotos gibt es bei Affintiy Photo nicht. Der Arbeitsablauf besteht also darin, ein einzelnes Bild einzulesen, dieses anzupassen und es anschließend im gewünschten Format zu exportieren.

Fazit

Zum Ende dieses Tests stellen sich die meisten Leser sicher die Frage: Ist Affinity Photo 2 besser als Photoshop? Meiner Einschätzung nach sind die Programme in vielen Eigenschaften gleichwertig. Affinity bietet das aber günstiger an und schafft es besser, aus den gebotenen Funktionen einen Arbeitsablauf vorzuschlagen.

Hierdurch sehe ich es als ein bisschen besser geeignet für Einsteiger, die sich von Photoshops Oberfläche erschlagen fühlen. Vor allem die Aufteilung der etlichen Funktionen in verschiedene “Personas” finde ich bei Affinity Photo gelungen. Dadurch haben Einsteiger ein wenig mehr Orientierung und sehen sich nicht immer mit allen Schaltflächen und Reitern konfrontiert. Je länger man sich dabei mit Affinity Photo beschäftigt, desto tiefer steigt man in das Programm ein und desto mehr Funktionen entdeckt man.

Nach einiger Zeit wird dabei immer deutlicher, dass Affinity Photo 2 sich auch für den professionellen Einsatz als Bildbearbeitungsprogramm eignet. Sehr begrüßenswert ist dabei die Performance, die auf allen genutzten Plattformen überzeugend war und selbst große Dateien, die umfangreich bearbeitet werden, führten kaum zu längeren Ladezeiten, Abstürzen oder stockenden Reglern.

Für vergleichsweise geringe Kosten von 74,99 € bekommen (Hobby-)Fotografen also ein leistungsstarkes, intuitives Werkzeug für ihre Bilder, das Einsteiger sowie Fortgeschrittene nicht nur an die Hand nimmt, sondern ihnen genügend Funktionsvielfalt zum Weiterlernen und Ausprobieren bietet. In gewisser Weise wächst das Programm dabei mit den Fähigkeiten und Anforderungen des Fotografen mit. Wer sich anfangs also nur an den vorgefertigten Filtern erfreut, der wird später eventuell RAW-Bilder entwickeln und unter Umständen sogar die Sinnhaftigkeit der Liquify-Persona entdecken.

Da sich das Programm 30 Tage lang kostenlos nutzen lässt, ist meine Empfehlung: Probiert Affinity Photo 2 unbedingt einmal aus! Vor allem dann, wenn Ihr überlegt, Adobe per SEPA-Lastschriftmandat dazu zu ermächtigen, monatlich knapp 12 € für vergleichbare Funktionen abzubuchen.

Affinity Photo im Test: Wie gut ist die günstige Photoshop-Alternative? (7)

Fazit

Affinity Photo 2

Vollwertige Alternative zu Photoshop, die Einsteiger etwas besser an die Hand nimmt als das große Vorbild und mit der sich auch RAW-Bilder entwickeln lassen. Möglichkeiten zur Bildverwaltung sowie KI-Masken fehlen, dafür punktet die Software aber mit einer tollen Performance, einem fairen Preis und einer hervorragenden Stapelverarbeitung.

» Hier gehts zur offiziellen Webseite von Affinity Photo 2

Preis: ab 19,99 €

Affinity Photo im Test: Wie gut ist die günstige Photoshop-Alternative? (8)

Leistungsstarke Bildbearbeitung und RAW-Verarbeitung

Aufteilung in „Personas“ geeignet für Einsteiger

Hervorragende Stapelverarbeitung dank Makro-Aufzeichnung

Sehr gute Performance, auch bei großen RAW-Dateien

Keine KI-Masken oder sonstige Funktionen für Auto-Masken

Keine Features zur Verwaltung Eurer Fotos

Bedienung oftmals ein wenig zu umständlich

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Affinity Photo im Test: Wie gut ist die günstige Photoshop-Alternative? (2024)
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Author: Delena Feil

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Job: Design Supervisor

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