Co-Parenting: Verabredete Elternschaft ohne Liebesbeziehung – worauf gilt es zu achten? (2024)

Co-ParentingVerabredete Elternschaft ohne Liebesbeziehung – so kann es gehen!

Familie bedeutet Mutter, Vater, Kind(er)? Schon längst nicht mehr! Die Möglichkeiten, sich einen Kinderwunsch zu erfüllen, sind heute nicht mehr an heterosexuelle Beziehungen und Vater-Mutter-Kind-Konstellationen gebunden. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Familienmodellen: gleichgeschlechtliche Partnerschaften mit Pflegekindern, bewusst gewählte Single-Elternschaften, die Patchwork-Familie, alleinerziehende Elternteile oder auch das sogenannte Co-Parenting.

Das Familienrecht bildet diese Vielzahl an individuellen Lebenssituationen von Familien und Modellen zur Familiengründung bislang allerdings nur bedingt ab – was zu rechtlichen Unsicherheiten führen kann. Wir zeigen euch, worauf ihr als Co-Eltern achten solltet – und was genau hinter dem Familienmodell steckt.

Was bedeutet Co-Parenting?

Co-Parenting ist eine verabredete Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern ohne klassische Paarbeziehung. Konkret bedeutet das: Zwei (oder mehr) Erwachsene mit Kinderwunsch beschließen, zusammen ein Kind zu zeugen und dieses gemeinsam großzuziehen – ohne dabei miteinander in einer romantischen Paarbeziehung zu stehen.

Sinn und Zweck von Co-Parenting ist also das Zusammentun und Großziehen der Kinder, die Elternrolle der Erwachsenen steht hier klar im Zentrum. Nicht wichtig ist hingegen eine romantische Beziehung zwischen Mutter oder Vater.

Wie funktioniert die Co-Elternschaft?

Umsetzen lässt sich das Co-Parenting in verschiedenen Ausprägungen: Es kann eine Verabredung zwischen einem Mann und einer Frau mit Kinderwunsch, aber auch zwischen einem männlichen oder weiblichen Co-Parent und einem gleichgeschlechtlichen Paar sein. Dann wird eine Erziehungspartnerschaft zu dritt eingegangen. Möglich sind auch Konstellationen aus zwei Paaren oder mehreren Einzelpersonen – die Co-Elternschaft ist als Familie vielfältig denkbar.

Doch bevor es so weit ist, müssen sich die Co-Eltern natürlich erst mal finden. Und auch hierzu gibt es verschiedenen Optionen:

Bei der Suche nach potenziellen Elternteilen legen Co-Eltern dabei vorrangig auf gemeinsame Ideale und Vorstellungen von Erziehung wert. Sympathie und ein freundschaftliches Verhältnis spielen aber ebenso eine große Rolle – schließlich möchte man gemeinsam eine Familie gründen, um Kinder großzuziehen.

Die Zeugung des Kindes oder der Kinder erfolgt in den meisten Fällen über eine Insemination: Das heißt, die Co-Eltern haben keinen Geschlechtsverkehr, sondern führen die Schwangerschaft über eine Befruchtung via Samenspende durch. Der Unterschied zur anonymen Samenspende von der Samenbank: Hier ist von Anfang an geklärt, dass der Samenspender als Vater eine aktive Rolle im Leben des Kindes spielen wird.

Wie der Familienalltag beim Co-Parenting aussieht, ist ganz individuell. Es gibt Familien, bei denen die Co-Eltern getrennt voneinander leben und feste Betreuungszeiten für den Nachwuchs verabreden. Natürlich ist es auch möglich, zusammen unter einem Dach zu leben. Wie genau die Co-Elternschaft ausgelebt wird, ist euch überlassen. Grundsätzlich geht es bei dem Konzept aber darum, dass die Sorgearbeit – also die Kinderbetreuung und die Kindererziehung – gemeinschaftlich aufgeteilt wird. Genauso, wie auch in anderen Familien –nur ohne eine sexuelle Liebesbeziehung oder den Status getrenntlebender Eltern nach einem Beziehungsende.

Was sagt das Familienrecht zum Co-Parenting?

Auch wenn sich alle beteiligten Co-Eltern innerhalb einer Familie von Anfang an darüber im Klaren sind, dass sie das Kind oder die Kinder in gemeinsamer Verantwortung erziehen möchten: Rechtlich bindend ist diese Verabredung zur Arbeitsteilung nicht. So ist es besonders für unverheiratete Co-Eltern wichtig, das gemeinsame Sorgerecht und das Recht auf Kindesunterhalt über eine Sorgeerklärung und eine Vaterschaftsanerkennung von Anfang an – also am besten vor der Geburt – zu regeln.

Denn im Falle einer Trennung ohne Sorgeerklärung oder Vaterschaftsanerkennung sehen die gesetzlichen Regeln bei Unverheirateten wie folgt aus:

Weigert sich der leibliche Vater – aus welchen Gründen auch immer – die Vaterschaft nach der Trennung anzuerkennen, kann die Feststellung der Vaterschaft auch gerichtlich angeordnet werden.
Anders sieht die Rechtslage aus, wenn die Co-Eltern verheiratet sind: hier gilt ab Geburt des Kindes automatisch ein gemeinsames Sorgerecht sowie eine Unterhaltspflicht.

Wichtig bei Konstellationen mit mehr als zwei Co-Eltern: Co-Parents, die vor dem Gesetz nicht als Elternteil gelten, haben keinen zusätzlichen Sorgerechts- oder Unterhaltsanspruch. Diesen können in Deutschland bislang nur zwei Elternteile vor dem Gesetz haben. Es ist rechtlich also nicht vorgesehen, dass drei oder mehr Co-Parents gemeinsam das Sorgerecht teilen.

Lasst euch vor der Entscheidung für eine Co-Elternschaft am besten ausführlich zu den Themen Sorgerecht, Umgangsrecht, Unterhalt und anderen rechtlichen Fragen juristisch beraten. Ansprechpartner:innen können hier Anwält:innen für Familienrecht sein.

Welche möglichen Vorteile und Herausforderungen gibt es?

Über mögliche Vorteile und Herausforderungenvon Co-Elternschaft kann und sollte nicht pauschal geurteilt werden – denn die sind für jeden oder jede ganz individuell gelagert. Es gibt aber einige Punkte, die für die meisten dafür – oder dagegen – sprechen:

Vorteile:

Herausforderungen:

Quellen:

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